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Abu Dhabi ist eine glitzernde Metropole. Zahlreiche Orte in der Stadt und ihrer Umgebung erzählen von den historischen Kulturvölkern, die durch die Region zogen oder sich hier niedergelassen haben.
Festungen, Gräber und weitere Kulturerbestätten verweisen darauf, dass die Wurzeln des Emirats in der Bronzezeit liegen. Unterschiedliche Funde zeugen zudem von den Spuren der Beduinenhändler, die auf den Weihrauchstraßen der berühmten Seidenstraße reisten. Der Handel lag den Beduinen, diesen Nomaden der Wüste, die an die rauen Lebensbedingungen gewöhnt waren, regelrecht im Blut. Zwei Jahrtausende lang wurden kostbare Güter mit Kamelkarawanen über die Dünen und durch die Weite der arabischen Wüste bis zu den entlegenen Hochkulturen Chinas, Europas, Asiens und Afrikas transportiert.
Im 17. Jahrhundert ließen sich dann die Stämme der Bani Yas in Abu Dhabi nieder, was auf Arabisch übrigens „Land der Gazelle“ bedeutet. Die Legende besagt, dass die Hauptstadt der VAE einst gegründet wurde, als eine Gazelle einen umherziehenden Stamm zu einer Wasserquelle auf einer Insel führte, auf der es nur 300 Barasti-Hütten (aus Palmwedeln), einige Gebäude aus Korallen und die Festung des Herrschers gab. Diesem Stamm gehört auch die heutige Herrscherfamilie Al Nahyan an. Die Siedler passten sich ihrer Umgebung an und wurden zu meisterhaften Seefahrern und Perlentauchern. Entdecken Sie die Wunder des alten Arabiens während eines Besuchs bei Abu Dhabis zahlreichen Kulturerbestätten und lernen Sie altehrwürdige Traditionen kennen.
Das erste Ziel für Geschichtsinteressierte ist das Nationaldenkmal Qasr Al Hosn. Der Stammsitz der königlichen Familie Al Nahyan hat in der Vergangenheit bereits als Regierungssitz, Ratsgebäude und Nationalarchiv gedient. Über den makellos weißen Wänden der Festung Qasr Al Hosn erhebt sich der stolze Wachturm. Er ist das älteste noch erhaltene Gebäude Abu Dhabis und wurde 1760 zum Schutz der Siedlungen der Bani Yas errichtet. Heute beherbergt er ein Museum, in dem Sie mehr über die Geschichte von Abu Dhabi erfahren können.
Bestaunen Sie wunderschöne Kunsthandwerksobjekte und treffen Sie traditionelle Kunsthandwerker im House of Artisans. Bewundern Sie die traditionelle Sadu-Webtechnik der Beduinen, die in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit der UNESCO aufgenommen wurde. Beim Sadu wird Schaf-, Kamel- und Ziegenwolle zu auffälligen geometrischen Mustern verwoben, die Zelte (Bait al-shaar) und Zubehör fürs Kamelreiten (Ataad) zieren. Außerdem können Sie mit der traditionellen Webtechnik Khoos hergestellte Gebrauchsgegenstände wie Körbe (Jefeer) aus Dattelpalmenblätter sehen und der jahrhundertealten Kaffeezeremonie Bait Al Gahwa beiwohnen. Lehnen Sie sich im gemütlichen Madschlis zurück und sehen Sie dabei zu, wie der perfekte Gahwa zubereitet wird, den Sie anschließend aus zierlichen, Finjan genannten Tassen schlürfen können.
Abu Dhabis Gartenstadt Al Ain, nur 90 Minuten Fahrzeit von der Hauptstadt entfernt, spielt eine wichtige Rolle für die Kultur und Geschichte des Landes. Dank ihrer unterirdischen Quellen und ihrer Oasen wurde Al Ain jahrhundertelang von Beduinenstämmen bevölkert. Auch heute noch sind die Landwirtschaftsbetriebe und Plantagen der Oase in Betrieb. Die Oase von Al Ain, die größte der sieben Oasen, wurde 2011 von der UNESCO zur Weltkulturerbestätte erklärt. Sie ist der perfekte Ort, um mehr über die Einwohner der Region und die uralten, „Faladsch“ genannten Bewässerungssysteme zu lernen.
Zu den weiteren Sehenswürdigkeiten Al Ains zählen Museen und Festungen wie das Al Jahili Fort, das 1891 zum Schutz der Stadt errichtet wurde und heute eine Ausstellung mit Werken von Sir Wilfred Thesiger beherbergt, und das Qasr Al Muwaiji. Letzteres ist ein historischer, befestigter Palast, in dem früher der Diwan (Rat oder Regierungssitz) und die königliche Familie residierten. Auch Seine Hoheit Scheich Chalifa bin Zayid Al Nahyan, Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate, wurde im Qasr Al Muwaiji geboren, wo er während der ersten prägenden Jahre seines Lebens von seinem Vater Scheich Zayid bin Sultan Al Nahyan lernte, dem Gründungsvater der VAE.
Das Wildtierparadies Sir Bani Yas Island, das etwa 2,5 Stunden und eine Fährenfahrt entfernt liegt, ist ein ideales Ziel für Geschichtsbegeisterte. Die frühesten Aufzeichnungen, in denen Sir Bani Yas Island erwähnt wird, stammen vom venezianischen Juwelier Gasparo Balbi, der 1590 von einer Insel berichtete, die von Perlen umgeben sei. Im 7. und 8. Jahrhundert n. Chr. gab es sogar eine Kirche und ein Kloster, deren Überreste allerdings erst 1992 entdeckt wurden. Diese antike christliche Stätte verweist auf die religiöse Toleranz, die für die Region prägend war und ist. Faszinierende Funde lassen vermuten, dass die frühen Siedler bereits weitreichende Handelsbeziehungen mit Ländern am Arabischen Golf und am Indischen Ozean unterhielten.
Die größte, ununterbrochene Sandwüste der Welt, die magische Rub al-Chali (oder Empty Quarter), liegt nur 1,5 Stunden Fahrzeit vor den Toren der Hauptstadt. Der Entdecker und Reiseschriftsteller Sir Wilfred Thesiger, der die Wüste in den 1940er-Jahren in Begleitung emiratischer und omanischer Reisegefährten zweimal durchquerte, beschrieb sie folgendermaßen: „Diese grausame Landschaft vermag es, einen Zauber zu wirken, mit dem kein gemäßigtes Klima mithalten kann.“ Aufgrund seiner geografischen Lage war das alte Arabien Teil der Seidenstraße, auf der Händler zwischen 130 v. Chr. und 1.453 n. Chr. Seide und andere Luxusgüter zwischen China und Europa durch Asien, den Nahen Osten und Nordafrika beförderten.